Aufstand in Ägypten: 7.2.2011
Die Demonstrationen in Kairo gehen in geringerem Maße weiter, doch für uns hier ist es unwirklich geworden. Alles ist wieder normal, soweit man in Dahab von Normalität sprechen kann. Es verblüfft mich, dass hier, wo man sich sonst standhaft weigert, zu viel über ernste Themen zu sprechen, nun plötzlich jeder politisiert ist und eine Meinung zu Mubarak hat. Meiner Ansicht nach sind die eher wohlhabenden für ihn – vielleicht nur bis zu den Neuwahlen - und die Armen gegen ihn. Auf jeden Fall haben die Herrschenden begriffen, dass sie sich nicht weiter auf Kosten der großen Masse bereichern können und hoffentlich halten sie den Druck lang genug aufrecht, damit es zu Veränderungen zu ihren Gunsten kommt.
Ich schließe mich der vorherrschenden Meinung an, dass die Muslimbrüder keine allzu große politische Rolle spielen. Ägypten ist natürlich in den letzten 20 Jahren konservativer und religiöser geworden, aber das ist in allen arabischen Ländern passiert, ausgehend von Saudi Arabien. Petrol-Islam nennt es einer meiner ägyptischen Freunde. Doch die Ägypter sind nicht fundamentalistisch und viel zu viele von ihnen leben vom Tourismus und Handel mit dem Ausland, als dass sie sich eine streng islamische Führung wünschen würden. Kein Mensch bezeichnet es hier als islamische Revolution. Es war ganz klar eine Jugend, die sich eine bessere Zukunft wünscht und die soll vor allem Demokratie und Freiheit beinhalten.