Aufstand in Ägypten: 31.1.2011
Ein normaler Tag, kann man das sagen? Gesprächsthema Nummer eins sind die Ereignisse in Kairo, aber für den heutigen Tag gibt es nicht viel zu berichten. Die Demonstrationen gehen weiter, abgeschwächt, aber trotzdem, und Mubarak bildet weiter die Regierung um, ohne dass das viel Effekt hat.
In Dahab höre ich, die Beduinen hätten die Wüste abgeriegelt, damit keine Probleme hier her getragen werden können. Das könnte erklären, warum so wenige Leute auf der Straße sind und das Dorf irgendwie verlassen wirkt, auch wenn die Kinder auf der Straße spielen und alles normal scheint. Bei einem großen Meeting der Ältesten sei beschlossen worden, hier keine Demonstrationen stattfinden zu lassen. Nach diesen Nachrichten fühle ich mich sehr viel sicherer.
Auch fällt mir ein, dass die Nähe zu Israel eigentlich eine Schutzfunktion für uns hat. Massive Probleme hier würden den Friedensvertrag von Camp David gefährden und das wollen die lokalen Autoritäten sicher nicht.
Die größte Gefahr, die uns droht, ist im Moment Mangel an Lebensmitteln und Benzin. Die Banken bleiben geschlossen und dem Staat geht das Geld aus. Ein Generalstreik soll ausgerufen werden und eigentlich ist ab drei Uhr Ausgangssperre, aber niemand weiß davon und keiner hält sich daran.
Der Tourismus kommt zum Erliegen und das blockierte Internet tut sein übriges, um die wirtschaftliche Situation zu zuspitzen. Mein Vater sagt, Mubarak lässt die Demonstrationen aus hungern und ich fürchte, er hat recht. Werden die Ägypter angesichts von Brot- und Benzinmangel kuschen oder erst recht auf die Barrikaden gehen und einen Bürgerkrieg vom Zaun brechen?