18.1.2011 Regen in der Wüste
Das Gewitter zieht in der Früh weiter nach Saudi Arabien. In Dahab wird es still. Der Hund, der sich vor Blitz und Donner unter mein Bett versteckt hat, kriecht langsam wieder hervor. Ich höre ihn seufzen. Hagelkörner in der Wüste sind wie der Fisch, der Fahrrad fährt. Nur ist das eine ein Gedankengebäude und das andere Realität. Die Drohung einer Sinflut hänge noch am Himmel.
Die Menschen fangen mit den Aufräumungsarbeiten an. Immer noch herrscht die seltsamme Stille nach dem Sturm, so als seien alle noch erschüttert von dem unwahrscheinlichen Ereignis eines Hagelsturms in der Sinaiwüste. Die meisten sehen gerädert aus. Sie haben die halbe Nacht damit verbracht, Wasser von den Hausdächern zu schieben oder die wichtigsten Güter vor dem eindringenden Regen zu bewahren. Ich habe Glück, mein Haus ist trocken, doch ich erinnere mich, als wir vor fünf Jahren noch in einem alten Beduinenhaus lebten und ein schweres Gewitter alles überflutete. Danach leben wir drei Tage lang mit einem tropfenden Dach, das Wasser klatschte in mindestens fünfundzwanzig Töpfe und Kübel. Eine Art Naturfolter.
Eine Besucherin, die nächste Woche nach Dahab kommen möchte, drückt auf Facebook ihre Hoffnung aus, bis dahin möge der Regen aufgehört haben. Ich muss lachen. Schon morgen kann man hier wieder am Strand liegen und sich die Haut verbrennen lassen. Selbst jetzt im Jänner. Sonnengarantie ist in unserem Fall kein leeres Wort und wir brauchen die Sonne dringend, um all die Teppiche, Polster und Matratzen wieder trocken zu bekommen.